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K31

Der Karabiner 31 ist nach wie vor ein beliebtes Gewehr bei den 300m Sportschützen. Mit gewissen Umbauten auch für die Jagd geeignet.

Der K31 verschiesst die Schweizer Armee Gewehrpatrone 11, welche auch als GP11 bekannt ist. Die offizielle Kaliberangabe lautet 7.5mm, da die Schweizer Armee gerne auf- oder abrundet. Die tatsächlichen Masse betragen 7.62 x 55mm. Wer die Patrone wiederladen möchte sei gewarnt, dass es sich bei den Ordonanz-Hülsen um solche mit der Berdanzündung handelt.

Die Patrone lässt sich aufgrund der Berdan Zünder nur mit grösserem Aufwand wiederladen. Da die Munition ab Fabrik bereits über eine gute bis sehr gute Präzision verfügt (abhängig vom Jahrgang), ist das Wiederladen im Grunde aber überflüssig. Was die Geschosse betrifft, so können die üblichen .308er-Geschosse verwendet werden. Der Preis für eine Patrone beträgt letzten Endes aber ein Vielfaches der Ordonnanz-Patrone und die Präzision ist im Grunde dieselbe (getestet wurde mit Norma-Hülsen und Sierra Match King HPBT 168grs Geschossen).

ACHTUNG: Das Ordonanzgeschoss läuft sehr spitz zu (GP11 Jahrgang 2016) und wer die Originalpatrone mit der Matrize als Vorbild / Massstab nutzt, da kann es passieren, dass z.B. mit dem Sierra Geschoss die Kugel zu tief in die Hülse gepresst wird.

Der K31 kommt in gewohnter Schweizer Präzision daher. Das in Verarbeitung sowie auch beim Schiessen. Es ist einer der wenigen Karabiner dieser Zeit mit einem Geradezugsystem. Dieses System wurde damals gewählt um die Ausbildung in der Rekrutenschule zu vereinfachen.

K31 im Originalzustand, bestes Erkennungsmerkmal der silberne Ladehebel. Unten K11 mit rotem Ladehebel.

K31 mit Schaftkappe und langer Hubertec-Mündungsbremse. Der K31 wird dadurch natürlich länger.

Der Lauf der Waffe ist bis kurz vor das Korn, ähnlich einem Stutzen, vom Holzschaft umgeben. Der Schaft fungiert so auch gleich als Flimmerband. Der Lauf hat lediglich ganz vorne Kontakt zum Schaft, wodurch er im Innern des Holzschafts frei schwingen kann. Unterdessen gibt es viele verschiedene Adapterschäfte zum K31, welche auf einen freischwingenden Lauf ausgelegt sind.

Der Laufdurchmesser des K31 ist aber deutlich zu klein, um als vollständig freischwingendes System funktionieren zu können. Im Rahmen eines Selbstversuchs wurden zwei verschiedene K31 mit freischwingendem Lauf geschossen. Das Trefferbild auf 300m vermochte die Erwartungen aber nicht zu erfüllen. Mit einer guten Mündungsbremse lässt sich dies allerdings beheben. Im Idealfall wird der Lauf – wie beim Original-Schaft – nach wie vor gestützt.

K31 mit bearbeitetem Original-Schaft (freischwingender Lauf) ohne Mündungsbremse. Beim Testschiessen im Brünig auf 300m konnte auch von verschiedenen Schützen kein zufrieden-stellendes Trefferbild erreicht werden. Mit einem vergleichbaren K31 mit Mündungsbremse konnten im Durchschnitt 95 Punkte erreicht werden.

 

K31 mit freischwingendem Lauf ohne Mündungsbremse hat sich nicht bewährt. Es konnten auf 300m keine guten Trefferergebnisse erzielt werden.

K31 mit bearbeitetem Original Schaft (freischwingender Lauf), (zugelassener) Wyss Schaftkappe, Richner Montage, langer Hubertec Klemm-Mündungsbremse und Harris Zweibein. Gute Trefferergebnisse auf 300m. Treffer auf militärische F-Scheibe bis 900m kein Problem.

Der Original Schaft ist für Personen mit einer Körpergrösse von 160cm konzipiert. Deswegen ist im «Hilfsmittelverzeichnis für Ordonanzwaffen» aufgeführt, welche Schaftkappen offiziell montiert werden dürfen. So kann der Original Schaft auch auf grössere Personen angepasst werden. Die Schaftkappen kosten allerdings rund 160.—CHF.

Offiziell zugelassene Wyss-Schaftkappe für Schaftverlängerung.

ZF-Montagearten

Für den K31 gibt es mehrere Optionen ein Zielfernrohr (ZF) zu montieren. Die gebräuchlichste ist die Montage von Richner. Diese Schiene wird anstelle des Korns auf das System montiert. Hierzu muss das Korn selbst herausgenommen werden. Die Montage wird dann in den Kornhalter geschoben und mittels einer Schraube festgezogen. Zur Art der Montage gibt es natürlich unterschiedliche Haltungen.

Richner Montage.

Gegner beanstanden beispielsweise, dass die Montage Spannung im System erzeugt, was bei einer warmgeschossenen Waffe zu Schussverlagerungen führen kann. Im Rahmen einiger Selbstversuche haben sich diese Befürchtungen aber nicht bewahrheitet. Die Waffe wurde bei winterlichen 0°C und sommerlichen 30°C geschossen, wobei auch nach über 20 Schuss keine nennenswerte Treffpunktverlagerung festgestellt werden konnte (von der normalen Verlagerung wegen des warm geschossenen Laufs abgesehen).

Zusammen mit dem Original-Schaft bringt die Richner-Montage allerdings einen gewichtigen Nachteil mit sich. Durch die Bauhöhe lässt sich die Wange zum Zielen nicht mehr auf den Schaft auflegen. Der Schütze wird in eine suboptimale Position gezwungen, was längerfristig sehr anstrengend ist und sich negativ auf die Präzision auswirken kann. Mit einer Wangenauflage könnte dieses Problem behoben werden, was allerdings beim Repetieren oder beim Entfernen des Verschlusses zu Problemen führen kann.

Mit dem Original Schaft, Richner-Montage, Mündungsbremse und einem guten Glas sind Treffer auf 800m-900m problemlos möglich (die militärische F-Scheibe kann auf 900m in Folge getroffen werden – 6 von 6). Damit ist auch der Nachweis erbracht, dass sich für unter 3'000.- CHF inkl. Optik ein taugliches Long Range Gewehr erwerben respektive zusammenstellen lässt.

Durch die hohe Montage ist ein Auflegen der Wange nicht möglich.

Neben der Richner-Montage gibt es noch die Möglichkeit das ZF seitlich über eine Klemmmontage zu montieren. Allerdings wird aufgrund eigener Erfahrungen mit dieser Montage davon abgeraten, weil sich die Montage nach einer gewissen Anzahl Schuss wieder löste. Das Problem trat auch noch auf, nachdem die Schrauben der Montage verklebt wurden. Zudem sind die Montageringe vorgegeben, wodurch sich nur ein Mickey Mouse- ZF montieren lässt.

Seitliche Klemmmontage um (vermeintlich) Spannung auf das System zu verhindern.

Hinweis: Egal welche Montage oder System, die Hülse wird sehr wahrscheinlich nicht mehr sauber ausgeworfen.

Schaftsysteme

Wer es sich leisten kann oder will, so gibt es unterdessen für den K31 gute Schaftsysteme. Wirklich brauchbare kosten aber schnell über 1'600.—CHF. Jetzt kann man natürlich sagen, dass man für 1'300.—CHF ein brauchbares Remington 700 im Cal. .308 erhält, aber das ist eben kein Schweizer Produkt mit einem in der Schweiz weit verbreiteten Kaliber. Es ist eine Herzblutangelegenheit, von der Leistung her sind die beiden Systeme ca. 1:1 miteinander vergleichbar.

Links Prototyp Hubertec / Rechts Wyssen Defence K31 Schaftsystem

Links: Schaft von Softgun.ch, dem AI L96 nachempfunden.

Rechts: Umbau von Richner Waffen

Wem es die Sache aber wert ist, der kann den K31 optisch sowie leistungstechnisch durchaus auf den heutigen Standard modernisieren und hat dann gleich noch den Vorteil mit günstiger Ordonanzmunition schiessen zu können.

Durch die Wangenauflage, die Schaftkappe, usw. lässt sich die Waffe auf den Schützen anpassen, während das ZF mit dem Schaftsystem auf eine angenehme Arbeitshöhe gebracht werden kann. Neben Zubehör wie einem Monopod oder einem Flimmerband lässt sich am Schaftsystem auch problemlos ein Zweibein montieren. Insgesamt lässt sich die Schiessergonomie so deutlich verbessern, was sich insbesondere bei längeren Schiessanlässen positiv auf das Trefferbild auswirkt.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass mit der normalen GP11 problemlos auf ca. 900m geschossen werden kann. Zu beachten ist dabei allerdings, dass die Schiessplätze auf ca. 1300 m.ü.M. oder höher liegen, was sich positiv auf die Ballistik (Geschossgeschwindigkeit) auswirkt. Schützenkameraden haben mit anderen Waffen in GP11 auch auf grössere Distanzen geschossen und gute Trefferbilder erbracht. Beim K31 ist aber wohl bei +- 1’000m Schluss.

Versuche mit selbst geladener 7.62 x 55mm haben keine nennenswerten Präzisionsvorteile gegenüber der Ordonanzpatrone gezeigt. Dafür sind sie aber um ein Vielfaches teurer und die Herstellung ist zeitintensiv.

Für den K31 empfiehlt sich so oder so eine Mündungsbremse. Der Rückstoss wird auf etwa den eines Sturmgewehrs 90 reduziert. Dem Schützen stehen verschiedene Modelle zur Auswahl. Weil die üblichen .308 Mündungsbremsen verwendet werden können, ist die Auswahl ausgesprochen gross.

Es gibt welche zum Klemmen, bei anderen muss ein Gewinde auf den Lauf geschnitten werden. Bei den teureren Systemschäften wird aber in der Regel eine Bremse dazu empfohlen respektive gehört zum System. Was die Montage betrifft, so gehen auch hier die Meinungen auseinander.

Links   : .308 Mündungsbremse

Mitte   : Hubertec Mündungsbremse lang

Rechts: Hubertec Mündungsbremse kurz, passend zum Schaftsystem

Es wird behauptet, dass die Mündungsbremsen, welche auf den Lauf geklemmt werden, schlechter für die Präzision seien. Diese Befürchtungen werden aber, wie eigene Erfahrung sowie Berichte von befreundeten Schützen gezeigt haben, nicht geteilt. Je nach Modell wird dem Schützennachbar eine ordentliche Menge an Dreck „um die Ohren geblasen“. Bei Long Range Gewehren mit grösseren Kalibern ist dies aber ohnehin schnell einmal der Fall.

Wer sich einen K31 für das Long Range Schiessen anschaffen möchte, sollte nach Möglichkeit darauf achten ein gutes Exemplar zu erwerben. Die Gewehre können unterdessen über 80 Jahre alt sein, wodurch sie sich deutlich voneinander unterscheiden. Es wird empfohlen, den Büchsenmacher des Vertrauens zu konsultieren und eine seriöse Prüfung auf Mängel sowie auf den Zustand des Laufs zu bestehen. Mit ein wenig Glück lassen sich auch heute noch Gewehre erwerben, die kaum geschossen wurden. Da lohnt es sich auch 200.- bis 300.- CHF dafür auszugeben.

 

Mit dem K31 sowie einer entsprechenden Optik (bspw. 3-12 x 50 Schmidt und Bender PMII) hat man eine gute Einsteigerwaffe, die problemlos bis 900m verwendet werden kann. Je nach Wetter, Sicht und Windverhältnisse sind auch Treffer auf über 1’000m möglich. Auf 1’000m konnten von sechs Schuss auf eine F-Scheibe zwei bis vier Treffer erzielt werden. Wie bereits erwähnt kommt das System und die Munition dabei aber an ihre Leistungsgrenzen.

Qual der Wahl

Nach all den Jahren in denen ich verschiedenste Optionen ausprobiert, an Lösungen getüftelt und Feldversuche durchgeführt habe, habe ich mich letzten Endes für das System von Hubertec entschieden. Das System ist mit ca. 1'800.- CHF im preislich höheren Segment. Die Verarbeitung und die Detaillösungen haben mich aber überzeugt. Gegen einen Aufpreis von ca. 200.- CHF ist der Schaft auch in mehreren Farben erhältlich. Das System ist eine Komplettlösung und kommt mit allem daher, was man sich wünscht und/oder braucht.

Schaftkappe und Pistolengriff sind von FAB-Defense und können durch andere Produkte dieses Herstellers ersetzt werden. Ferner ist das Schaftsystem bereits mit einem Monopod und einem Dorn für ein Fortmeier-Bipod ausgerüstet. Alternativ lassen sich an der Unterseite des Schafts, an welchem entsprechende Gewinde vorhanden sind, Picatinny-Schienen montieren. An diesen lassen sich wiederum alle gängigen Zweibeine montieren.

Das Carbonrohr ist nicht nur ein optischer Hingucker, sondern stützt - wie beim Original-Schaft - den Lauf im vorderen Bereich ab und fungiert gleichzeitig als Flimmerband. Das Rail für das ZF kommt ohne Vorneigung. Weil beim K31 mit der GP 11 die maximale Einsatzdistanz bei rund 900-1’000m liegt, ist eine Vorneigung aber auch nicht zwingend nötig.

Für die von mir verwendete Mündungsbremse musste ein Gewinde in den Lauf geschnitten werden. Der K31 kann respektive sollte für die Montage des Schafts und der Mündungsbremse idealerweise an Hubertec geschickt werden.

Der K31 mit dem Hubertec-System macht unheimlichen Spass zu schiessen und verwandelt den alten Veteranen in ein gutes Long Range Einsteigergerät. Dank der Ordonnanzmunition hat man sehr präzise und günstige Munition zur Verfügung.

Letztendlich ist es eine Geschmackssache und Herzblutangelegenheit, ob man sich eine Waffe im Kaliber .308 oder stattdessen mit dem K31 eben eine traditionsreiche und heimische Waffe im Kaliber GP 11 anschafft. Das A und O ist wie bei allen Long Range Gewehren ein vernünftiges Zielfernrohr mit entsprechender Montage. Das Hubertec-Schaftsystem bietet dafür eine solide Basis.

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